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Open Source Literaturverwaltung

Ohne eine - mehr oder weniger - ordentliche Literaturverwaltung geht in der Wissenschaft nun mal gar nichts. Die Frage nach der entsprechenden Software taucht dabei immer wieder auf. Endnote, Bibliographix, Literat u.ä. sind weit verbreitet und oft beschrieben. Sie haben bloß ein bis zwei wesentliche Nachteile: Sie sind nur lauffähig unter Windows, maximal noch unter Mac, und/oder sie kosten Lizenzgebühren (Endnote, Bibliographix). Auf meiner persönlichen Wunschliste steht noch die Möglichkeit zum Export in DocBook. Meines Wissens bieten die o.g. das auch nicht.

Es gibt - natürlich - im Open Source Bereich durchaus Alternativen, von denen einige hier kurz vorgestellt werden sollen. Dieser Eintrag ist Work-in-Progress, Kommentare und Ergänzungen erwünscht.

JabRef

JabRef (jabref.sourceforge.net/) ist eine Java-GUI zur Verwaltung von BibTex Datenbanken. BibTex ist das Standard-Bibliographieformat für LaTex. Als Java-Programm ist JabRef auf allen wesentlichen Plattformen lauffähig, was ein großer Vorteil ist. Das Programm ist in Wissenschaftskreisen relativ weit verbreitet und macht einen sehr ausgereiften Eindruck. Es existiert auch eine deutschsprachige Version. Die Standardfelder sind sehr an den angelsächsischen Bibliografie-Methoden orientiert, es können aber natürlich ohne Probleme eigene Felder erstellt werden. JabRef bietet zahlreiche Importfilter (BibTeXML, CSA, Refer/Endnote, ISI Web of Science, SilverPlatter, Medline/Pubmed, Scifinder, OVID, INSPEC, Biblioscape, Sixpack, JStor, RIS) und Exportfilter (HTML, Docbook, BibTeXML, MODS, RTF, Refer/Endnote, OpenOffice.org). Beim Import von bei der UB der Uni Bremen erstellten Suchergebnis-Listen in bib oder RIS gab es Probleme mit Umlauten. Der DocBook-Export funktioniert problemlos, die anderen hab ich noch nicht ausprobiert. Der OpenOffice-Filter speichert die Datenbank (oder eine Auswahl) als Tabelle, die dann in die OpenOffice-Literaturdatenbank übernommen werden kann. Zusätzliche, eigene Filter können natürlich erstellt werden.

TeX-Usern braucht man das nicht erzählen: BibTex ist ein textbasiertes Format, das in jedem Editor verarbeitet, geschrieben, geändert oder was auch immer werden kann. Z.B. so:

@BOOK{Bunke.2001,
  title = {Die KPD in Bremen. 1945-1968},
  publisher = {PapyRossa-Verlag},
  year = {2001},
  author = {Hendrik Bunke},
  ort = {Köln},
  keywords = {KPD, Bremen, Arbeiterbewegung},
}

Generell ist das ein gutes Konzept, erleichtert es doch nicht nur die Bearbeitung, sondern auch die Exportmöglichkeiten, z.B. (wichtig!) in XML. Nicht umsonst basieren alle hier vorgestellten Programme auf bibtex. Mit BibTeXML existiert auch ein Projekt, das das BibTex-Modell in DTDs und Schema übersetzt. Für die Verwendung von BibTex als grundlegendem Format für die eigene Literaturverwaltung spricht darüber hinaus die weite Verbreitung gerade im akademischen Bereich. Das gilt zwar - gerade in Deutschland - eher für die Mathematik- oder Naturwissenschafts-Disziplinen, was aber an der Tauglichkeit auch für die Geisteswissenschaften nichts ändert.

RefDB

RefDB (refdb.sourceforge.net/) verfolgt ein komplexeres, für einige Einsatzsenarien aber auch sinnvolleres Konzept. Einzigartig ist es durch den Docbook-Support: “RefDB appears to be the only available tool to create HTML, PostScript, PDF, DVI, MIF, or RTF output from DocBook or TEI sources with fully formatted citations and bibliographies according to publisher’s specifications (…). Additional document types can be easily added.”

Sprich: RefDB ermöglicht in Docbook die automatische Erstellung von Literaturlisten auf der Basis der im Text enthaltenen Referenzen.

RefDB speichert Daten in einer Datenbank (MySQL, Postgresql oder SQLlite), die mit diversen Kommandozeilentools abgefragt und bearbeitet werden kann. Das ist denn auch der wesentliche Nachteil: die NutzerInnenfreundlichkeit ist dadurch, anders als z.B. bei JabRef, erheblich eingeschränkt. Zwar gibt es für die rudimentären Funktionen auch eine Weboberfläche. Insgesamt aber ist RefDB erstmal nichts für den durchschnittlichen Nutzer. Vorteile bietet das Programm aber durch die enge DocBook-Anbindung sowie die Möglichkeit zur kollaborativen Pflege auf einem Server (die Anwendung läuft als Daemon), z.B. in Arbeitsgruppen (hallo DiMeB…).

Andere

Die folgenden Programme scheinen interessant zu sein, habe ich mir aber nicht genauer angesehen.

BibORB verwaltet wie JabRef bibtex-Dateien, arbeitet aber als Webanwendung auf der Basis von PHP, MySQL und XML. Dadurch ist es vielleicht auch interessant zur kollaborativen Nutzung.

Zunehmend populärer und vielversprechend wird Pybliographer, das - man ahnt es schon - auf Python basiert und ebenfalls bibtex-Dateien verwaltet. Sollte man beobachten.

Sixpack basiert auf Perl und verwaltet ebenfalls bibtex. War wohl relativ gut verbreitet, wird aber offenbar nicht mehr entwickelt.

…to be continued…

Fazit

JabRef ist mein momentaner Favorit, zum einen wegen der Exportmöglichkeiten (Docbook!), zum anderen wegen der Plattformunabhängigkeit. Das macht es schließlich auch zur Empfehlung für non-techies wie Lehramtsstudierende, auch aufgrund der komfortablen GUI. Ein bisschen sollte man sich aber vielleicht schon mit dem zugrundeliegenden bibtex beschäftigen. Ohne das geht bei nahezu allen Literaturverwaltungen im Open Source Bereich gar nichts. JabRef bietet hier einen guten Zugang und gleichzeitig sehr viel Flexibilität. RefDB ist toll, wenn man viel Docbook (oder TEI-XML) schreibt und Installationsaufwand und Kommandozeile nicht scheut. Die Import- und Exportmöglichkeiten sind nicht so umfangreich wie bei JabRef, aber für die Standards allemal ausreichend. JabRef nahe kommen könnte in Zukunft Pybliographer, für kleinere Bibtex-Verwaltungen (auch kollaborativ) ist BibORB einen Blick wert.

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